Familie Oskar Schürmann

Monrestraße 20

NameVornameGeburtsdatum / OrtBeruf / FamilieSchicksalStolperstein
SchürmannOskar03.01.1861 in DinkerSchlachter, Ehemann von Amalieam 28.02.1942 in Kalkar verstorben, drei Tage später in Duisburg beerdigtMonrestr. 20
Schürmann (geb. Spanier)Amalie (Malchen)14.11.1865 in KalkarEhefrau von Oskar10.06.1942 Bendorf-SaynMonrestr. 20
SchürmannBernhard02.01.1900 in KalkarSchlachter und Schochet, Sohn von Amalie und Oskar, arbeitete im elterlichen BetriebFlucht in die Niederlande, Lager Westerbork. Am 06. September 1944 deportiert in das Ghetto Theresienstadt. Am 29. September 1944 deportiert nach Auschwitz. Dort ermordet am 30. November 1944Monrestr. 20
SchürmannLina25.07.1901 in KalkarSchneiderin, Tochter von Amalie und OskarFlucht nach Brasilien, in Sao Paulo gestorbenMonrestr. 20
Schürmann (verh. Strauss)Martha27.08.1902 in KalkarTochter von Amalie und Oskar17.09.1943 KZ AuschwitzMonrestr. 20
Schürmann (verh. Baumann)Selma16.03.1904 in KalkarTochter von Amalie und Oskar1942 Ghetto LodzMonrestr. 20
SchürmannSiegfried06.03.1906 in KalkarSohn von Amalie und OskarFlucht nach Brasilien, in Sao Paulo gestorbenMonrestr. 20
SchürmannMax28.09.1907 in KalkarMetzger, Sohn von Amalie und Oskar1943 Ghetto RigaMonrestr. 20

 

Die Familie Oskar Schürmann betrieb im Haus in der Monrestraße 20 eine Metzgerei. Hier wurde selbst geschlachtetes Fleisch, welches in der Gasse „Spiegelstege“ (zwischen Monre- und Grabenstraße) in einem privaten Schlachthaus geschlachtet worden war, verkauft. Es wird berichtet, dass die jüdischen und die christlichen Metzger lange Zeit ein „lobenswertes Verhältnis“ zueinander hatten und im übrigen auch im selben Haus schlachteten. Nach Hitlers Machtergreifung, den Nürnberger Rassegesetzen, dem Aufruf zum Boykott jüdischer Läden, den Verwüstungen und Plünderungen und dem Beginn der systematischen Ausrottung der Juden, hatte sich dieses gute Verhältnis systematisch ins Gegenteil verkehrt. Kalkarer Bürgerinnen und Bürger, die die Juden nach 1938 unterstützten, mussten selbst massive Repressionen befürchten.

Oskar Schürmann

Oskar Schürmann war 1942 der letzte Jude, der noch in Kalkar lebte und hier mit 81 Jahren verstarb. Man ist einigermaßen verwundert, wenn man über sein Schicksal nachdenkt, dass er die Stadt nicht verlassen hat. Oskar Schürmann musste miterleben, wie die Demütigungen der Juden immer schlimmer wurden, wie man sich nicht mehr trauen konnte bei ihm einzukaufen, wie letztendlich die unerträgliche Situation für die Juden in Kalkar dazu führte, dass seine Kinder aus der Stadt und aus Deutschland flohen, sofern sie die Gelegenheit dazu hatten.

Auch musste er 1938 mit ansehen, dass man seinen jüngsten Sohn in sogenannte „Schutzhaft“ nahm und dieser später ins Rigaer Ghetto deportiert wurde. Wie gesagt, als letzter jüdischer Bürger in Kalkar starb er am 28. Februar 1942. Ein Duisburger Jude, Willy Lode, der ab 1917 zwischenzeitlich als Kriegskind bei den Schürmanns gewohnt hatte, sorgte dafür, dass Oskar Schürmann drei Tage später in Duisburg beerdigt wurde.

Amalie Schürmann, geb. Spanier

Oskar Schürmanns Frau Amalie überlebte ihren Mann um ca. dreieinhalb Monate. Wo genau sie sich zum Zeitpunkt des Todes ihres Mannes aufhielt, ist nicht bekannt.  Dass Oskar Schürmann als letzter Jude geführt wurde, lässt vermuten, dass seine Frau zwischenzeitlich nicht in Kalkar war. Klar ist, dass Amalie Schürmann, geb. Spanier, die das furchtbare Schicksal ihrer Familie, insbesondere ihrer sechs Kinder miterleben musste, zwei Monate nach dem Tod ihres Mannes vom Gesundheitsamt Düsseldorf dem Gesundheitsamt Koblenz gemeldet wurde.

Amalie Schürmann wurde unmittelbar nach der Meldung des Amtes in die Jacoby’schen Anstalten nach Bendorf-Sayn gebracht. Diese Anstalten waren Israelitische Heil- und Pflegeanstalten für Nerven- und Gemütskranke. Später wurden diese Anstalten von den Nationalsozialisten geführt.

Als Einweisungsgrund wird in den Unterlagen „senile Demenz“ angegeben. Auf dem Sterbedokument hingegen wird aufgeführt: Schädelbruch, Arteriosklerose, Geistesstörung sowie Herz- und Kreislaufschwäche. Amalie Schürmann wurde auf dem jüdischen Friedhof der Jakobyschen Anstalten beerdigt.

Bernhard Schürmann

Bernhard Schürmann, geboren 1900 in Kalkar, war der älteste Sohn der Familie. Er war wie sein Vater Schlachter, und arbeitete, solange die Metzgerei geführt werden konnte, im elterlichen Betrieb. Er war „Schochet“ und durfte den sogenannten Schächt-Schnitt durchführen, der den  jüdischen Vorschriften entspricht. Nachdem das Arbeiten in Kalkar immer schwerer und schließlich unmöglich wurde, floh er in die Niederlande. Dort brachte man ihn in das Sammellager nach Westerbork. Von hier aus deportierte man ihn nach Auschwitz. Am 30. November 1944 wurde er dort ermordet.

Martha Schürmann verh. Strauss 

Ebenfalls in Auschwitz ermordeten die Nationalsozialisten Martha Schürmann. Sie wurde 1902 in Kalkar geboren und im Alter von 41 Jahren, am 17. September 1943, umgebracht.

Selma Schürmann verh. Baumann 

Ihre Schwester Selma ermordete man, gemeinsam mit ihrem Ehemann Max, im Ghetto von Lodz.

Lina Schürmann 

Lina, die älteste Tochter, arbeitete als selbstständige Schneiderin. In Neuwied hatte sie die sogenannte „feine Damenschneiderei“ gelernt und war dann nach Kalkar zurückgekehrt. Im elterlichen Haus hatte sie zeitweise bis zu zehn Näherinnen beschäftigt. Ihr gelang die Flucht nach Brasilien. Sie starb in Sao Paulo, das Todesdatum ist uns nicht bekannt.

Siegfried Schürmann 

Siegfried wurde 1906 in Kalkar geboren. Er war wie sein Bruder Schüler der Jüdischen Schule in Kalkar. Ihm gelang die Flucht nach Brasilien. Er verstarb in Sao Paulo, das Todesdatum ist uns nicht bekannt.

Max Schürmann

Der jüngste Sohn der Familie Schürmann, Max, geboren 1907 ging auf die Jüdische Schule in Kalkar. Er lernte den Beruf des Metzgers. In der Nacht zum 10. November 1938 wurde die Kalkarer Synagoge in Brand gesteckt und die jüdischen Geschäfte verwüstet.

Am 17. November 1938 nahm man ihn in sogenannte „Schutzhaft“. Er wurde ins Konzentrationslager Dachau in der Nähe von München gebracht. Am 30.12. 1938 entließ man ihn wieder. Drei Jahre später, am 11.12. 1941, wurde er dann von Kleve aus ins Ghetto nach Riga deportiert und ermordet.